<<vorige Seite             Seite 17          nächste Seite >>

READER—Was kommt nach dem Tod?

Textfeld: Auferstehungstraum
Wir träumen einen Traum und wenn auch alle lachen
wir träumen einen Traum von einer bessern Welt.
Da sind die Blumen nicht aus Schaum,
da sind die Tränen nicht aus Glas,
da ist die Freude nicht geschminkt,
da ist das Leben schön.

Wir träumen einen Traum und wenn auch alle mahnen,
wir träumen einen Traum von einer bessern Welt.
Da sind die Helden mangelhaft,
da sind die Eichen angesägt,
da ist die Wahrheit nicht gezinkt,
da ist das Leben schön.

Textfeld: Ein Leben nach dem Tode
Glauben Sie fragte man mich
An ein Leben nach dem Tode
Und ich antwortete: ja
Aber dann wußte ich

Keine Antwort zu geben
Wie das aussehen sollte
Wie ich selber
Aussehen sollte
Dort

Ich wußte nur eines
Keine Hierarchie
Von Heiligen auf goldenen Stühlen
Sitezend
Kein Niedersturz
Verdammter Seelen
Nur

Nur Liebe frei gewordene
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend

Kein Schutzmantel starr aus Gold
Mit Edelsteinen besetzt
Ein spinnenwebenleichtes Textfeld: Gewand
Ein Hauch
Mir um die Schultern
Liebkosung schöne Bewegung
Wie einst von thyrrhenischen Wellen ...
Wortfetzen
Komm du komm

Schmerzweh mit Tränen besetzt
Berg.– und Talfahrt
Und deine Hand
Wieder in  meiner
So lagen wir lasest du vor
Schlief ich ein
Wachte auf
Schlief ein
Wache auf
Deine Stimme empfängt mich
Entläßt mich und immer
So fort

Mehr also, fragen die Frager
Erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Textfeld: Marie-Luise Kaschnitz
Textfeld: Wir träumen einen Traum und schenken ihm das Leben,
wir träumen einen Traum und machen uns die Welt.
Da ist der Mensch dem Menschen gleich,
da ist der Christus ganz aus Fleisch,
da ist die Auferstehung wahr,
da ist das Leben schön.
G. Hildebrandt
aus: Für jeden neuen Tag 19, 1990 S.2